Der kleine Prinz




Du bist in unsre Welt getreten
als Exupery's bekannter Sohn,
warst unterwegs auf den Planeten
in durchaus menschlicher Mission

Erlebtest schräge Episoden,
wie das ein Prinz bisweilen tut,
brachtest Gelehrte auf den Boden:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut!“

Du triebst mit manchen Lebewesen
Philosophie von hohem Wert,
ich habe einen Teil gelesen
und du hast mir die Welt erklärt

Doch war es so, dass ich nach Jahren,
dich einfach nicht mehr wieder fand.
Ich bin viel hin und her gefahren,
die Hoffnung, dich zu treffen,schwand.

Mit uns steht's grade nicht zum Besten.
Warum? Du fehlst uns, das ist klar!
Da heißt es aus dem Land im Westen:
„Hurra, der kleine Prinz ist da!“

Ach Prinz, auch wenn sie alle spinnen,
ich freu mich still, lass' dich in Ruh':
Wirst einst mit Reden du beginnen,
dann hoff' ich, es hört jemand zu!

Doch dann, mein Prinz, ich bitt' dich leise,
sprich nur, was du zu sagen hast.
Sprich wie der vor dir, er war weise,
wenn schon nicht ganz, wenigstens fast!

Schlüsselfragen



Ein Schlüssel auf der Flurablage,

der stellte sich die Schlüsselfrage:

Wo komm ich her? Wer bin ich, und

warum häng' ich am Schlüsselbund?



Ich lieg' hier auf dem Schlüsselbrett,

es staubt, es zieht, das ist nicht nett.

Ich und meinesgleichen passten

doch gut in einen Schlüsselkasten

erwarteten dort mit Passion

unsre eigne Schlüsselfunktion.



Ob wir noch neu sind oder alt:

Uns obliegt die Schlüsselgewalt!

Den Schlüsseldienst wir gern ausüben,

weil wir das feine Knacken lieben,

welches entsteht beim Kopulieren

mit dem Schloss verschiedner Türen

Wenn wir beschließen, uns zu drehen,
so wird die Tür bald offen stehen,

oder versperrt sein wie ein Grab,

das hängt ganz von der Richtung ab,

in die wir schließlich uns bewegen:

Vom Rahmen weg, oder dagegen.



Wär' ich der Schlüssel General
das gäbe Macht mir allemal,

müsst' nicht bei den meisten Türen

ohne Funktion kapitulieren.



Doch bin ich was so viele sind:

Ein unerfahrnes Schlüsselkind,

auf der Suche immerfort

nach dem rechten Schlüsselwort.

Wer schlüsselt mir, ich wart' darauf,
schlusendlich Daseins Sinn mir auf,

dass dieser sich mir ganz erschließt

und mich mit Weisheit übergießt,
wo ich wieder beim Anfang wär:

Wer bin ich denn? Wo komm ich her?

30 Jahre Abitur


30 Jahre Abitur

Wir trafen uns wieder nach dreißig Jahren,
mit großer Erwartung, etwas Grau in den Haaren.
Gespannt, schnell erkannt, und wir waren gut drauf,
schon fast so wie früher, wir mischten uns auf
Wir fingen an zu singen, da gab es kein Halten,
doch nicht solche Sachen wie damals die Alten.
Unsre Lieder, wir denken, sie sei'n aktuell,
doch viele Idole took the highway to hell. (or to heaven, who knows?)


Wir führ'n unsre Listen jetzt online exakt
mit Infos über jeden, so bleibt der Kontakt,
doch zwei Kreuze sind da, das lässt uns nicht kalt,
sie war'n doch auch jung, warum wurden sie nicht alt?
Noch mehr Lücken gibt's, denn kein Mensch weiß wo,
die Monika abblieb, oder der Flo.
Irgendwo werden sie sein auf der Welt -
hatten sich's wohl anders vorgestellt.


Wir erzählten uns wieder die alten Geschichten,
wie damals, nur sind wir jetzt besser im Dichten,
wir machten uns manches als sei's so passiert,
wie das Äuß're, dem Anlass entsprechend kaschiert.
Wir waren begeistert: So viel' tolle Leute!
War'n sie so auch früher, oder sind sie's nur heute?
Ja, die Zeit kann statt grausam auch wohlwollend sein,
dachten wir, so zusammen, beim letzten Glas Wein.


Wir wissen beim Auseinandergehn,
fünf Jahre wird’s sein bis zum Wiedersehn.
Die einen sind große Koryphäen,
die in den Hörsälen Wissen säen,
Musiker, Künstler haben wir hippe,
und viele von der Normalo-Sippe.
Fünf Jahre jetzt werden wir untertauchen,
dann wieder uns treffen, weil wir das brauchen.