Das Betzdorfer Ei (Teil Eins bis Vier)

Das Betzdorfer Ei: Teil Eins (März 2009)

Betzdorf, die Stadt, ist weder baulich
noch sonst herausragend beschaulich,
ein eher provinzielles Nest,
in dem sich's dennoch leben lässt,
wenn man nur keinen Anspruch stellt,
und Betzdorf für Manhattan hält.

Wer durch seine Straßen fährt
sieht Schaufenster, komplett entleert,
wie anderswo, es herrscht Verdruss,
denn viel zu oft ist Ladenschluss!

Um nicht in Schwermut zu versinken
tat man das Volk zusammenwinken
und hat dann für Zweitausendacht
sich einen großen Plan gemacht:
Wer immer kann, sei mit dabei,
wir baun ein Riesen-Osterei!

Der Helfer hierfür gab es reichlich,
so war das Ei dann, unausweichlich,
vor Ostern noch, recht früh im Lenz,
und auch noch vor der Konkurrenz
(die im Schwarzwald Gleiches taten,
getrieben von Rekord-Ei-Daten)
neben dem Rathaus aufgestellt:
Das größte Osterei der Welt!!!

Am Anfang war da recht viel los,
doch dann, nach vielen Aaahs und Ooohs
in Business und Alltagstreiben
stand fest: Das Ei kann hier nicht bleiben,
denn es versperrt uns Weg und Sicht
zwischen dem Amt und Amtsgericht.

Damit sich klärt die heikle Frage
nach der Dauer-Ei-Ablage
suchte man dann auf die Schnelle
eine profunde Langfrist-Stelle.
Das Ei steht - individuell
nun hinter'm Rewe Markt XL,
dort wo sie liefern jeden Morgen
und wo sie ihren Müll entsorgen.
So langsam bröckelt schon der Putz
und in den Rissen hält sich Schmutz.
Die Schüler, die vorübergehn
zweimal am Tag, sehn es dort stehn:
Wie abgeholt und nicht bestellt:Das größte Osterei der Welt!!




Das Betzdorfer Ei: Teil Zwei (Dez. 2009)

Das Ei blieb darauf lange Zeit

am Stadtrand, und tat allen Leid.
Zwar war der Anblick zu ertragen,
doch "Schön ist anders!" muss man sagen.
Die Wartung, stellte man auch fest,
sich finanziell kaum machen lässt.

Als man draufhin hat diskutiert,
was weiter mit dem Ei passiert,
kam die Idee auf, echt durchtrieben,
das Ei ins Ausland zu verschieben,
wie man's mit Müll auch manchmal macht,
die Sache war nicht schlecht bedacht,
und nahe lag nun ebendies:
Man offerierte es Decize!

Der Bürgermeister kam bald her,
er sah's und murmelte: "Quoi faire???"
Er zierte sich ein wenig schon,
und traf dann doch den rechten Ton:
"Wir nähmen's wirklich gern, das Ei,
doch was ist denn mit "Ross on Wye"??
Bescheiden treten wir zurück
und gönnen ihnen dieses Glück."

Die Unsren staunten lang und breit
über die große Höflichkeit,
bis ein Geschichtsbewusster meinte,
Franzosen war'n der Briten Feinde
über 'ne halbe Ewigkeit,
und dass sie bis in unsre Zeit
noch nicht so gut zusammen können,
sich, recht betrachtet, gar nichts gönnen.

Das gab der Sache neues Licht,
zudem: Das Ei war nicht ganz dicht,
und nebenbei auch recht monströs:
Die Sache schien nicht seriös,
es jemand andrem aufzuschwatzen.
Den Plan ließ man dann wieder platzen.
Verkündet wurde: "Dass ihr's wisst:
Das Ei bleibt erst mal wo es ist!
Und anstatt das Ding zu pellen,
werden Künstler wir bestellen."

In der Tat, fast über Nacht
wurde Kunst am Ei gemacht,
und man zauberte dabei
ein Riesen-Überraschungsei,
auf dem auch noch "Willkommen" stand
für Nicht-Betzdorfer hier im Land.

Die Überraschung war geglückt
und alle rund ums Ei entzückt.
Es gab nochmals ein kurzes Denken
das Ei - so schön jetzt - zu verschenken.
Es schlug ein Herr vom Hohen Rat
"Ferrero" vor als Adressat.
Einfälle der Art gab es mehr,
man überlegte hin und her,
ob es dem Pastor wohl gefällt,
wenn man's ihm in den Garten stellt.
Noch ein Empfänger solcher Ehre
der Herr Bürgermeister wäre.
Doch beide lehnten, kurz und knapp
die Überraschung einfach ab.

Es ging noch etwas Zeit ins Land,
bis dann der Stadtrat eingestand:
"Wir konnten keine Lösung finden,
so muss das Ei demnächst verschwinden."
Und nun, dem Niedergang geweiht,
steht es noch rum gewisse Zeit
bis dann die Abrissbirne naht:"Goodbye, mach's gut, du Unikat!"




Das Betzdorfer Ei: Teil Drei (Juli 2010)


Ende des Jahres ward verkündet,
dass nun das Ei demnächst verschwindet.
Manch einer sah es schon bekümmert
so vor sich: brachial zertrümmert!
Doch kam das Jahr Zweitausendzehn,
das Ei war immer noch zu sehn.
Mancher war froh und hoffte still,
dass man es doch erhalten will.
Andren - nicht wenig an der Zahl -
war sein Schicksal ganz egal.
Dann sind in den Winterwochen

nicht gaExperten nochmals 'reingekrochen
Sie haben sich dort umgeschaut,
war'n von dem Zustand recht erbaut.
Und die Bilanz von dem Bericht,
die war: Das Ei ist so schlecht nicht,
und wert, es weiter stehn zu lassen,
statt ihm den Abriss zu verpassen,
mit wenig Aufwand sei's zu pflegen,
rein gar nichts spreche doch dagegen.

Der Sommer kam, mit ihm die schwere
unangenehme Wolf-Affäre.
Das Riesen-Ei, das ebenda
schon vorher Nebensache war,
fiel nun, in dieser Krisenzeit,
dann gänzlich in Vergessenheit,
was ihm selbst und auch dem Haufen
von Freunden Zeit gab zum Verschnaufen.

Doch weiter fraß der Zahn der Zeit
am Ei und seinem bunten Kleid,
und mancher garstige Vandale
ging ihm gehörig an die Schale.
Durch Wetter und durch Menschen Hand
verlor es seinen festen Stand.
So meinte man, auf jeden Fall:
"Das Ei braucht einen Overall,
weil man sonst hier, an seiner Statt
bald einen Trümmerhaufen hat."
Man schaffte ran ein Riesenteil,
das war nicht schön, aber wohlfeil:
'Nen Jutesack wie ein Kondom
mit riesenhafter Dimension
hat man zum Schutz des Ei's erworben
und es so optisch ganz verdorben.

Und mittlerweile schien auch klar,

dass unser Ei mal Größtes war.
Von Portugal ward es getoppt
und aller Größenwahn gestoppt
Doch fand man schnell für diesen Ort
gleich einen neuen Weltrekord,
der fast so wie das Ei gefällt:
Der größte Jute-Sack der Welt!


Das Betzudorfer Ei, Teil Vier (31.10.2011)

Kurz vorm Tage Halloween
war dann schließlich der Termin:
Der letzte Tag vom Riesen-Ei
und Trauer war kaum mehr dabei.
Man wusste: Es gibt kein Zurück,
so wurde dann das gute Stück
als Sondermüll klassifiziert
und auch entsprechend demontiert.

Genau so gratis wie sein Bau'n
war dann schließlich der Show-Down.
Hier können wir anschaulich sehn,
dass im Werden und Vergehn,
dass im Neuen wie im Alten
die Betzdorfer zusammenhalten.

Der Jute-Sack, er muss nicht weichen,
wird er auch nicht für Guiness reichen.
Aus ihm holt man zu Nikolaus
'ne stattliche Bescherung raus,
für alle Kinder dieser Stadt,
weil's das noch nie gegeben hat.
Doch wird das nicht ganz billig sein:
Der Sack ist groß, da passt viel rein!

Nun drängt sich auf, zum guten Schluss
die Frage, die noch kommen muss,
ob das, was ich erzählte, stimmt?
Ich sage "Teils- wie man es nimmt......."....
Das Ei ist jedenfalls Legende
und die Geschichte hat ein Ende!






Die Weihnachtsgeschichte

Eine eigene Version der Weihnachtsgeschichte,
in einem eher selten verwendeten Vers-Schema
geschrieben: A-B-B-B-C-C-C-A


Kennt ihr noch die uralte Mär
von Josef, dem Zimmermann?
Der zog sich mal irgendwann
seine Trekkingstiefel an
und sprach zu Marie, seiner Lieben:
"Ich wär ja gern' hier geblieben,
komm mit nach Bethlehem drüben,
denn da komm ich ursprünglich her."


"Den Grund will ich dir auch gleich sagen:
Der Kaiser will's - da kannst nix machen!
Wir geh'n, eh' die andren erwachen"
sprach Josef, und packte die Sachen.
Sie brauchten mehr als drei Wochen
und wurden von Mücken zerstochen,
der Jupp ist am Zahnfleisch gekrochen
und Maria war's übel im Magen.

Dem Josef kam in den Sinn,
nachdem Maria, die Seine
ihm steckte, ganz so wie es scheine,
seien sie bald nicht mehr alleine:
"Was ist das nur mit den Frauen,
kann man denn keiner mehr trauen?
Über kurz oder lang muss ich schauen
dass ich heimlich Land gewinn."

Doch zum Glück gibt es Träumereien:
Ein Engel tut ihm erscheinen,
sagt: "Jupp, du brauchst nicht zu weinen,
es ist nämlich so mit dem Kleinen:
Maria kann echt nichts dafür.
Ich brachte es heimlich zu ihr,
das schwöre als Engel ich dir!"
Und Josef fängt an sich zu freuen.

Marie mit dem Kind im Stall.
Der Ochs und Esel - sie schreien
heute mal nicht, denn den Zweien
ist's wohler hier als im Freien,
und Letzterer wird dann beizeiten
gut sein, um darauf zu reiten,
sie bis nach Ägypten begleiten -
und Jupp läuft auf jeden Fall!

Doch vor dieser großen Reise
kam plötzlich Besuch noch vorbei,
das waren der Männer drei,
die schenkten dem Kind allerlei:
Myrrhe und noch was zum Rauchen,
dann Gold - das war gut zu brauchen!!
grad' konnten sie "Danke" noch hauchen,
da war'n die drei weg, ganz leise.....