Im Keller




Heute war der Fleiß mal schneller,

und ich bin bei uns im Keller,

ganz zu Höchstform aufgelaufen,

hab' geschafft, ohne Verschnaufen.

Kellertreppe, diese enge,

räumte frei ich von Gemenge:

Achtundzwanzig meiner Schuhe

habe ich sortiert in Ruhe,

den nach hier und den nach dort:

"Hier" behalt' ich, "dort" heißt fort!



Ringsumher nur Nägel, Schrauben,

Durcheinander, kaum zu glauben!

Wer das nur war?“ schimpf ich empört,

räum's drauf weg, wohin's gehört.



Und dann hol ich – volles Rohr -

Staubes Sauger noch hervor.

Fest steht: Heute gibt’s hier drinnen

für die Spinnen kein Entrinnen!

Ich zerfetze ihre Netze
und sie fliehn in wilder Hetze,

anstatt weiter dran zu weben,

denn es geht ums Überleben.



Ist der Strom dann abgeschaltet,

Arbeitswut schon halb erkaltet,

hol den Wassereimer ich,

wenn schon, denn schon, ordentlich.


Ach, das ist so wunderschön

und beinahe schon obszön

an gescheuert-blanker Pracht

und der Schmutz-Vernichtungs-Macht,

mich unaufhaltsam aufzugeilen,

ganz im Putzrausch zu verweilen.





Doch dann, im Zusammenräumen,

noch in Meister-Propper-Träumen,

krabbelt in der Abfließrinne

schon die nächste Kellerspinne.

Sisyphos der lässt schön grüßen,

ich zertret' sie mit den Füßen,

denk: Es hat doch keinen Zweck:

Nach dem Dreck ist vor dem Dreck!





(Fazit: Tret ich Spinne, putz ich Fliese,

es ist immer für die Füße!)

Sommerabend


Sitz' im Garten, unverdrossen,
hab' 'nen Sonnentag genossen,
neue Blüten sind gesprossen,
Regen, Flut hinweg geflossen.

Ob der Sommer wieder blufft,
dieser windig-kühle Schuft?
Nein, ich fühl' nebst Blütenduft
jede Menge warme Luft.

Luft, die mir zu Kopfe steigt,
noch wenn sich der Abend neigt,
mich in den siebten Himmel geigt,
zumindest etwas von ihm zeigt.

Lange Tag, helle Tage,
hitzefrei – Terminabsage!
schulterfreie Blickablage,
die ich heut' zu tragen wage
Hochdrucklage, Mückenplage,
das ist alles - keine Frage -
des Poeten Steilvorlage!

Unberechenbar


Zweitausendelf, da war der Zensus,
wir hatten dafür keinen Sensus,
doch jetzt hab'n wir den Salat,
denn arm an Bürgern ist der Staat!
Im Ganzen anderthalb Million,
die, dachten wir, es gäb sie schon:
Die gibt es nicht, die gab es nie,
die war'n erdachte Fantasie!

Der Staat, draus keinen Hehl er macht,
dass er auch einmal Fehler macht,
dabei gibt es Beamte reichlich,
verwaltet wird da unausweichlich,
doch beim Erfassen aller Klassen
in Massen musste man da passen,
und das belastet nun die Kassen.

Manche Großstadt, das ist Fakt,
die wird nun Kleinstadt, wie beknackt!
Ob sie das finanziell wohl packt?
Nur so zum Beispiel Siegen,
der Name scheint zu trügen:
Kein Sieg, kein Plus und kein Gewinn,
der Großstadt-Status, der ist hin!

Will man den Stand der Dinge deuten,
so sind zwei Drittel von den Leuten,
die virtuell abhanden kamen
Migrantenherren oder -damen.
Die Fatma und der Ramazan,
sie blieben doch in Kurdistan.
„Pro Köln“ frohlockt und ebenso,
sind Sarrazinianer froh.

Dann merkte man in einem Zug
der Wohnungen gibt es genug,
Da kam doch nochmals Freude auf,
Probleme gibt es sonst zuhauf.
Der Zensus sei hier mal zu loben,
denn dies' Problem hat er behoben:
Durch rein statistische Erhebung
gab’s eine Wohnungsmarkt-Belebung.
Das Wohnraum-Plus freut einen dann,
wenn man die Miete zahlen kann.

Das Fazit: Zensus hin und her,
Menschen weg und Wohnraum mehr.
Ob ich mir so was antun muss?
Ist das der Wahrheit letzter Schluss?
Leben ist schön - und leben lassen!
Das kann der Zensus nicht erfassen!