Die Tragödie von der kleinen Apfel-Reise

Ein Apfel von zweihundert Gramm,
der hing an einem Baum
und fiel herab, nicht weit vom Stamm:
Das war sein großer Traum.

Abhängen bis zur Reifezeit,
so wie die andren alle,
das war nicht seins, er wollte weit
hinaus in jedem Falle

Erzählt hatte ihm schon der Wind
von vielen andren Orten,
wo auch noch Apfelbäume sind
mit vielen Apfelsorten

Ins Rollen kam des Apfels Plan:
Im Gras war eine Schneise.
Ein Igel stupste ihn leicht an
und er ging auf die Reise

Er kollerte ums Haus herum,
da stand, grad an der Straße
ein Junge vom Gymnasium,
noch in der Fußball-Phase

Der gab dem Apfel einen Tritt
und hat ihn weit geschossen,
so fiel er dann, nach fünfzig Schritt
auf einen Artgenossen

Doch war's nicht Gala noch James Grieve,
sein Ziel da auf der Erde:
Es war ein Apfel voller Mief,
ganz frisch von einem Pferde

"Igitt!" Für echte Äpfel ist
so etwas unerträglich.
Er sprang gleich auf, rief: "So ein Mist!" (womit er den Nagel auf den Kopf traf)
und jammerte ganz kläglich

Er legte sich ins grüne Gras,
zu säubern seine Schale.
"Nein - Reisen macht doch keinen Spaß!"
dacht' er zum ersten Male.

Doch kam ganz deutlich mit der Luft,
dort, jenseits von der Hecke,
ein süßer, wohlvertrauter Duft
vom Obststand an der Ecke

Der Apfel lief, vor Sehnsucht wild,
dorthin, fast in Ekstase,
sah' nicht das"Vorfahrt-Achten"-Schild
dort an der großen Straße

Da fuhr, hinter dem Omnibus,
ein Lastwagen mit Schrott.
So wurde, wie es kommen muss,
der Apfel zu Kompott.