Berlin, Berlin

Ich war seit langem nochmals in Berlin
und sah, dass Berlin früher anders erschien.

Doch ich staunte, denn "Unter den Linden"
kann Linden man tatsächlich noch finden
Der Name ist nicht nur Schall und Rauch,
doch Schall und Rauch, die gibt es dort auch,
maßgeblich bedingt durch den Verkehr,
und von dem Verkehr gibt's da immer mehr.

Man kann dort auch essen im "Jedermann",
weil jedermann sich's leisten kann

Sah manche absonderlichen Sachen,
sah Sachen, die wohl nur Berliner machen:
Einen Heißluftballon, den größten der Welt,
drauf steht "Die Welt" und er steigt und er fällt
im Rhythmus so etwa dreimal die Stunde,
dreimal pro Stunde fliegt er seine Runde,
mit neunzehn Euro ist man dabei,
dabei neigen viele zur Kotzerei

Ich kam auch an mancher Botschaft vorbei,
die Botschaften der Art sind mir einerlei
Dann ging ich durchs Brandenburger Tor,
ich Tor steh davor und schaue empor,
hinauf zu der Göttin Viktoria,
Viktoria zeigt sich dem Westen nah
mit Gestik und mit ihrem Blick,
der coole Blick, das ist ihr Trick

Bei jedem Imbiss sind Spatzen und Tauben,
die Tauben sind fett, das kannst du mir glauben

Dann war ich im Museum der Mauer,
die Mauer brachte auf Dauer viel Trauer,
im Museum sieht man oft Axel Springer,
und Springers Zeitung auch nicht geringer
(das heißt: Er hat da drin seine Finger!)

War auch im Wachsfigur-Kabinett,
in dem Kabinett sind alle sehr nett,
nett in der Optik, ob Gutmensch, ob Schwein,
das Schwein will irgendwie niemand sein

Grad sitz ich am Alex und schreib' dies nach Plan,
nach Plan, und nicht, wie der Döblin, spontan

Nur die U-Bahn ist noch genauso eine,
so eine wie früher, du weißt was ich meine,
zwar größer im Netz, doch gleich im Gestank,
Gestank schafft Gewöhnung, lässt nach, Gott sei Dank.

Drei Tage Berlin - wie drück ich es aus?
Ich mach einen Ausdruck und fahr dann nach Haus.