fast wie in echt

blog-spott

"Sag mal, wie vernetzt du eigentlich deinen blog?"

"Das mache ich mit links!"

"Ich weiß, dass ich ein anfänger bin, aber vielleicht
erklärst du es mir trotzdem...."




Nachruf (auf ein Goldstück)

Unsere Beziehung war immer
etwas Besonderes
uns verband
der Zauber des Anfangs
mit dir lernte ich
eine neue Welt kennen
du hast mein Leben
grundlegend verändert
es war nicht immer einfach mit dir,
wir hatten auch Probleme
machmal warst du unzuverlässig
konntest bisweilen abstürzen
geradezu ins Nichts
aus Gründen die ich nicht verstand
doch ich habe dich immer wieder
hochgebracht und aufgepeppt
wir haben uns gut die Zeit vertrieben
doch ich kam mit dir auch an meine Grenzen
bis ich irgendwann einsah:
Es geht nicht mehr,
wir müssen uns trennen
doch ich habe dich nie vergessen,
du behieltest deinen Platz bei mir,
auch wenn andere nach dir kamen
-----------------
doch - das Miststück
hat dich gestern einfach
zum Elektroschrott geschmissen!


Einen Tag später:



Nachruf auf ein Miststück.......





Virtuelle Heinzelmännchen


Wie war's doch früher angenehm,
im Allgemeinen so bequem,
denn war man müd' man legte sich
und kein Gedanke regte sich
noch unbestrahlt und unbewacht
schlief duch man friedlich jede Nacht
doch das war spätestens passe'
seit damals einzog der PC.
Es lief noch alles in der Spur,
als man ihn nahm zum Schreiben nur,
oder auch mal für (Auto)-Spiele -
und derer gab es noch nicht viele,
doch es grassiert der neue Wahn:
rund um die Uhr ist man "auf LAN",
und wähnt man sich dann online-frei,
so bleibt das Ding dennoch stand-by,
denn der perfekte Computer-Kenner
hält sich moderne Heinzelmänner,
er lässt die nachts dann für sich machen
und zwar die virtuellen Sachen:
sie loggen und bloggen,
hacken und packen
und killen die schrillen
Viren und clearen,
Trojaner sie verjagen
und Würmer, sozusagen,
sie klicken und spicken,
verschicken, verticken,
downladen Milliarden
Dateien von den freien,
und die mit Gebühren
sie inkognito führen,
sie suchen und buchen
mieten, überbieten,
kaufen einen Haufen,
stechen und blechen,
überweisen, bescheißen,
und eh man aus dem Schlaf erwacht
wurde man plötzlich, über Nacht
ganz nebenbei - bankrott gemacht

Hänsel und Gretel

Hänsel und Gretel modern umerzählt

Oder: Johnny und Margie: Paradigma einer fehlgeleiteten, rein materiell orientierten Sozialisation (mit Happy End)

Johnny und Margie lebten mit ihren Eltern, schwerreiche Großindustrielle, in einem Villenvorort von Berlin. Es fehlte ihnen an nichts: Privatunterricht zu Hause, Drittfernseher in Sondergrößen, PC’s, Playstations, X-Boxen, Exklusivurlaub drei mal jährlich und so weiter.

Allein: aus der Angst heraus, ihre Kinder könnten entführt werden, waren diese immer streng überwacht und durften sich nie ohne Aufsichtsperson in der Öffentlichkeit bewegen, was ihnen ein großes Ärgernis war. Bei einem Einkaufsbummel mit ihrer Mutter nutzten sie die Tatsache, dass diese gerade das achtzehnte Parfum testete: Sie entkamen im dritten Obergeschoss des KADEWE. Ehe die Security alarmiert war, waren die beiden schon draußen. Sie verstreuten eigens dafür mitgebrachte Gegenstände aus ihrem persönlichen Besitz auf den Gehwegen in der Fußgängerzone, um eine falsche Spur zu legen, denn sie selbst nahmen eine völlig andere Richtung. So verbrachten sie den Tag in der City, legten sich als erstes mittels ihrer Kreditkarten ein völlig neues Outfit inklusive Haarfarbe zu und wären selbst für ihre Eltern kaum mehr zu erkennen gewesen. Gegen Abend stellte sich ihnen die Frage: „Wo bleiben wir heute Nacht?“ Ein Hotel wäre zu risikoreich gewesen, denn sicher war schon eine Suchmeldung raus. Die Nacht im Stadtpark auf einer Bank oder in einem Pavillon zu verbringen erschien ihnen einerseits nicht standesgemäß, zum anderen auch zu kühl.

So überlegten sie, sich einfach irgendwo Zugang zu beschaffen, egal wie. Als geeignetes Zielobjekt wählten sie eine alte Frau aus, die gerade mit ihrem Trolley vom Einkaufen kam. Sie folgten ihr unauffällig und konnten, bei ihrem Wohnhaus angekommen, durch die geöffnete Haustür noch erkennen, dass die Dame im Hochparterre links wohnte. Kurze Zeit später schellten sie dort und als die Oma öffnete drängten sie sich einfach hinein und wiesen die Alte an, einfach ruhig und kooperativ zu sein, dann sei schon alles in Ordnung. Was blieb ihr anderes übrig?

So richteten Johnny und Margie sich, so gut es ging, häuslich bei der Oma- wider-Willen ein. Den Telefonanschluss hatten sie als erstes sicherheitshalber gekappt. Oma kochte für sie und versorgte sie auch ansonsten rundum. Nach 3 Tagen gingen allerdings die Vorräte zu Ende, Bargeld war kaum im Haus. Außerdem war überhaupt alles nicht das Gelbe vom Ei: Der uralte Fernseher nervte tierisch und eine Musikanlage fehlte völlig. So beschloss Johnny auf Einkaufstour zu gehen, während Margie die Alte in Schach hielt. Er hatte nicht nur seine und Margies Kreditkarte mitgenommen, sondern auch die EC-Karte der Alten, inklusive Pin-Code versteht sich, denn – er war ja nicht blöd und sich schon im Klaren darüber, dass ihre Karten mit hoher wahrscheinlichkeit schon gesperrt waren.

So kaufte er auf Omas Karte ein, was das Zeug hielt und was die Karte hergab. Zum Schluss besorgte er noch ein paar Kleinigkeiten bei Karstadt. Die Kassiererin schaute ihn etwas seltsam an und sagte, er möge doch bitte mal da unterschreiben. Johnny gab sich alle Mühe und signierte, nahm seine Sachen und ging schließlich auf direktem Wege zurück zu Margie und Oma. Kurz darauf schellte es. Das war bisher die Tage noch nicht vorgekommen, denn Oma lebte sozial isoliert, und natürlich durfte sie jetzt nicht öffnen. Da war jemand hartnäckig, doch schließlich wurde es dann doch ruhig, bis dann, ca. eine Stunde später, die Pizza war grad’ aus dem Ofen und GZSZ lief, es wieder klingelte, und diesmal waren es die Grünen. Die ließen sich dann auch nicht lange bitten und standen nach dreimaligem erfolglosem Bimmeln wie von selbst in der Wohnung.

Dumm gelaufen: Die Verkäuferin bei Karstadt hatte Verdacht gerochen und einen Security-Mann hinter Johnny her geschickt. Als der sich nicht überzeugen konnte, dass alles seine Richtigkeit hat, wurde dann einfach die Polizei gerufen und alles hatte den Lauf genommen, den es nehmen musste. Der Rest ist schnell erzählt: Johnny und Margie, die zunächst hartnäckig jede Angaben über ihre Identität verweigerten, wurden dem Jugendamt übergeben und zunächst geschlossen untergebracht wegen Fluchtgefahr. Eine Analyse der Fingerabdrücke gab schnell Klarheit und Papa und Mama wurden herzlich eingeladen, ihre kleinen Schätzchen in Empfang zu nehmen. Oma verzichtete auf eine Strafanzeige, wurde sie von den Eltern doch so großzügig für den erfahrenen Unbill entschädigt.

Doch Papa und Mama waren schlau geworden: Jeden Cent der Entschädigungssumme holten sie sich von Johnny und Margie wieder, indem sie fast sämtliche Geräte der Unterhaltungselektronik in Zahlung gaben, den Privatuntericht abmeldeten zugunsten einer öffentlichen Schule und die Kreditkarten konfiszierten. Und so lebten Johnny und Margie glücklich mit ihren Eltern, sie fanden an ihrer neuen Schule auch Freunde und es fehlte ihnen an nichts.....